Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ELF)

Andreas Bitterhof

Am 18. März 2018 nannte sich die 1963 gegründete Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft (AGL) in die Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ELF) um. Sie ist die Interessenvertretung der bäuerlichen Landwirtschaft innerhalb der CSU und setzt sich für den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft in Bayern ein. Die Geschichte dieser Arbeitsgemeinschaft reicht bis in die Frühzeit der Partei zurück.

Die Geschichte der Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Im Februar 1946 wurden zehn Ausschüsse eingesetzt, deren Arbeit zunächst der programmatischen und praktischen Grundlegung der künftigen Parteiarbeit der CSU galt[1]. Den Vorsitz des Agrarpolitischen Ausschusses übernahm der Bayerische Staatsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Josef Baumgartner, dem es aber, wegen seiner starken beruflichen Belastung, nicht möglich schien, Ausschusssitzungen zu leiten.[2]

Während es im Laufe des Jahres 1947 zur Gründung von vier Arbeitsgemeinschaften kam (Junge Union, Arbeitsgemeinschaft der Frauen, Union der Ausgewiesenen und Flüchtlinge und Christlich-Soziale Arbeitnehmerschaft), vereitelte der Bauernflügel innerhalb der CSU (Michael Horlacher, Josef Baumgartner, Alois Schlögl) die vom Parteivorsitzenden Josef Müller gewünschte Konstituierung einer Arbeitsgemeinschaft der Landwirte, da sie die Bauernschaft in einem ständischen, parteipolitisch neutralen Verband, dem Bayerischen Bauernverband, organisiert sehen wollten.[3]

Zehn Jahre später bedauerte oben genannter Alois Schlögl, dass "wir Vertreter der bayerischen Bauern selbst, die in den Statuten der CSU verankerten Möglichkeiten versäumt [hätten], durch Gründung von bäuerlichen Arbeitsgemeinschaften mehr Einfluss in den Organen der CSU...zu gewinnen".[4]

Zwar waren Michael Horlacher und Franz Gerauer zwischen 1952 und 1963 als Landesobmänner der Landwirte Mitglieder der CSU-Landesvorstandschaft, doch Franz Josef Strauß bescheinigte der Arbeitsgemeinschaft, dass sie "ein phantomhaftes Dasein" führe[5]. Eine offizielle Gründung der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft (AGL) erfolgte schließlich 1963.

In einigen Regionalverbänden begann die Organisation der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft ebenfalls in den frühen 60er Jahren. So konstituierte sich der AGL-BV Oberbayern am 29. September 1962.[6] Seit dem Jahr 1964 firmierte der Landtagsabgeordnete Andreas Haisch als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft. Wesentlich einflussreicher und aktiver in der Erstellung von Publikationen und bei der Organisation von Kongressen traten die Agrarreferenten in der CSU-Landesleitung, Hermann Gerns und Valentin Dasch, in Erscheinung. Als Andreas Haisch am 4. September 1969 tödlich verunglückte, dauerte es zwei Jahre bis ein Nachfolger gefunden wurde.

Mit der Wahl des Bundestagsabgeordneten Ignaz Kiechle auf der Landesausschusssitzung am 19. März 1971 bekam die Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft einen legitimierten Vorstand, eine Geschäftsordnung und einheitliche Strukturen. Schwerpunkte der Bemühungen sollten die Erleichterung des Anpassungsprozesses der Landwirtschaft an die Industriegesellschaft, die Gewährleistung eines breitgestreuten bäuerlichen Vermögens und Eigentums sowie die Erhaltung der Kulturlandschaft sein, um wertgleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu realisieren. Neben den jährlichen Landesversammlungen sollten öffentliche Agrartagungen die ländliche Bevölkerung ansprechen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Umweltsicherung und Landesplanung (AKU) und dem Fachausschuss Bodenrecht war dazu anzustreben.[7] CDU und CSU veröffentlichten 1980 ein gemeinsames Agrarprogramm, ein Bekenntnis, dass auch künftig freie und selbstverantwortlich handelnde Bauern die Chance zum Überleben in einer freien Gesellschaft erhalten sollten.

Der inzwischen zum Bundesminister ernannte Ignaz Kiechle kandidierte am 16. Januar 1984 nicht mehr als AGL-Vorsitzender. Gewählt wurde der Europaabgeordnete Reinhold Bocklet. Die Programme "Gesicherte Zukunft für die bäuerliche Landwirtschaft. Neuorientierung der Agrarpolitik" (1986) und "Zukunft für das Land. Programm für den ländlichen Raum" (1990) setzten neue Schwerpunkte: Erhalt von möglichst vielen Betrieben, Ablehnung der Massentierhaltung, Einkommensunterstützung durch EG und Integrierung der ostdeutschen Landwirtschaft.

Dem zum Bayerischen Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten ernannten Reinhold Bocklet folgte am 9. Dezember 1995 der Bundestagsabgeordnete Albert Deß als Vorsitzender. Er muss sich mit für die Landwirte existenzbedrohenden Problemen auseinander setzen. Die BSE-Krise und die zunehmende Diskussion um eine ökologisch Umorientierung stellen sowohl die agrarische Großproduktion als auch kleine und mittlere Landwirte vor die Frage, ob die herkömmliche landwirtschaftliche Produktionsweise überhaupt eine Zukunft haben wird.

Die ELF gliedert sich (Stand: 2020) in sieben Bezirks-  und 57 Kreisverbände.

 


[1] CS-Union 1946, Nr. 4.

[2] NL Josef Müller C : 16.

[3] CSU-Landesvorstand 28. Feb. 1947.

[4] "Brauchen wir eine bäuerliche Arbeitsgemeinschaft in der CSU?" Ausarbeitung von Alois Schlögl aus dem Jahr 1957 in: NL Franz Elsen 7.3.7.

[5] CSU-Landesausschuss 14. Feb. 1962. Tatsächlich bestand die Arbeitsgemeinschaft für Landwirtschaft in der CSU 1961 nach eigenem Bekunden des Vorsitzenden Franz Gerauer nur aus ihm selbst und dem Geschäftsführer, vgl. insbesondere LTF 19610216 : 1, außerdem NL Dollinger Werner A : 41. Um einen frühen Gründungsversuch scheint es sich bei der Einladung zur Gründung eines Arbeitsausschusses für Landwirtschaft der CSU am 29. Juli 1958 zu handeln, der jedoch keinen Bestand hatte, vgl. NL Dollinger Werner A : 41.

[6] Oberbayerischer Informationsbrief 1963, Nr. 5.

[7] CSU-Organisationshandbuch, Oktober 1974.

 

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