Max Zillibiller – Patriot, Kriegsgegner, Linkssozialist und Konservativer

von Katharina Köhn

„Kein Kind seiner Zeit“, „Erst rot, dann schwarz“, „Ein leuchtendes Vorbild in seiner Schlichtheit“ so lauten nur einige der Schlagzeilen, wenn in Zeitungsberichten vom bewegten Leben des Max Zillibiller die Rede ist. Geboren um die Jahrhundertwende spiegeln sich in seiner Biografie die großen Umwälzungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Kaiserreich, Weimarer Republik, zwei Weltkriege, Nationalsozialismus und der Wiederaufbau Deutschlands sind ein Teil der Biografie Max Zillibillers.

Geboren am 7. Dezember 1896 in Aschau im Chiemgau als Sohn eines Kaufmanns wuchs Max Zillibiller in einem bürgerlichen Elternhaus auf. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Ettal zog er freiwillig als Soldat in den Ersten Weltkrieg. Über das Erlebte schwieg er sich aus, erinnerte sich der Sohn in einem Zeitungsinterview ("Kein Kind seiner Zeit. Das bewegte Leben von Max Zillibiller" in der Rubrik "Bayern und seine Menschen" Münchner Merkur von Dienstag 29.04.2014), aber der Vater sei durch die Erfahrungen des Krieges ein Gegner desselben geworden.

Nach Kriegsende nahm Zillibiller ein Studium der Rechtswissenschaft in München auf und wurde Mitglied des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). Im Jahr 1919 schloss er sich dem revolutionären Hochschulrat an, der u.a. die Öffnung der Hochschulen für alle Schichten und mehr Mitspracherecht für Studenten forderte. In Zeitungsartikeln über diese Phase im Leben des MAx Zillibiller wird zu lesen sein, ein Sozialist, Linksozialist oder Student mit kommunistischer Gesinnung sei er gewesen. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen mit der Hochschulleitung und Vertretern der zuständigen Behörden nahm Zillibiller an der Besetzung der Universität in München teil. Seine politische Beteiligung blieb nicht ohne schwerwiegende Folgen. Die Universität leitete ein Disziplinarverfahren gegen Zillibiller und weitere Mitstreiter ein. Er wurde 1920 zu anderthalb Jahren Festungshaft verurteilt und mit einem Studienverbot belegt. Entlassen wurde er bereits nach fünf Monaten.

Der patriotische Kriegsteilnehmer, Besetzer der Universität München wurde nun Landwirt und Gründer einer Landkommune in Rachertsfelden. Hier lernte er auch seine spätere Frau Ottilie kennen. Nach dem Tod des Vaters gab er das Leben in der Landkommune auf und zog mit der Familie nach Hindelang, um den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Die Leitung einer Käsefabrikation und eines Großhandels mit Landwirtschaftsprodukten bescherte ihm nun ein bürgerliches Leben mit Ehefrau und fünf Kindern.

In den Jahren von 1933 bis 1945 ging Zillibiller hauptsächlich seinem Käsereigeschäft nach. Der Glaube spielte bis dato eine eher untergeordnete Rolle in seinem Leben, doch in dieser Zeit wandte er sich der Religion wieder verstärkt zu. Gegenüber seinem Sohn Karl begründete er dies auch mit der Vorbildfunktion, die er als geachteter Bürger innehatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges machten die französischen Besatzer 1945 Max Zillibiller zum Bürgermeister in Hindelang, galt er doch als politisch unbelastet. Im gleichen Jahr trat er in die CSU ein, er wurde Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung und schaffte den Sprung in den Landtag, dem er 20 Jahre lang, von 1946 bis 1966 als Abgeordneter für den Stimmkreis Sonthofen angehörte.

Im Jahr 1951 wurde er Mitglied im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks und vier Jahre später dessen Vorsitzender, der er bis 1965 blieb. In seiner Amtszeit fanden auch auf diesem Gebiet große Veränderungen statt. Das Hörfunkprogramm wurde durch ein Fernsehprogramm erweitert und dafür ein Studio in Freimann gebaut.

Schon zu Lebzeiten wurde seine humorvolle, bodenständige, offene und faire Art im Umgang mit seinen Mitmenschen hervorgehoben. Ob als Abgeordneter oder Mitglied und später Vorsitzender im Rundfunkrat galt er als sachkundiger, praktischer und stets auch an seinem Gegenüber und gegenteiligen Meinungen interessierter Kollege. Er war jemand, der sich nicht auf die Grabenkämpfe und persönlichen Angriffe des Politikbetriebes einlassen konnte und wollte. Den bayerischen Verdienstorden lehnte er 1959 ab. Da war er konsequent, hatte er doch zuvor im Landtag gegen ein Gesetz zur Verleihung von Orden gestimmt. Andere Ehrungen nahm er gern und dann auch aus Überzeugung entgegen wie z. Bsp. 1966 die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatgemeinde Markt Hindelang.

Am 17. November 1970 starb Max Zillibiller in Hindelang. Statt Blumenkränzen auf dem Grab wünschte er sich, dass das Geld an den Hindelanger Kindergarten gespendet werde.

Der Nachlasssplitter von Max Zillibiller im Archiv für Christlich-Soziale Politik umfasst Fotos, Zeitungsartikel, Urkunden, Unterlagen über den Hochschulprozess 1920 und Korrespondenz. Eine umfangreiche Überlieferung an Feldpostbriefen Zillibillers aus dem Ersten Weltkrieg befindet sich im Bayerischen Kriegsarchiv.